Kunst & Schönheit 2022
WARUM KUNST?
Ein Interview mit Dr. Marion Faber-Oelschlägel, Miteigentümerin Nägele & Strubell
Warum verbindet sich ein österreichisches Parfumerieunternehmen mit heimischen Künstlerinnen?
Berechtige Frage. Wir haben für unser Projekt den Übertitel Kunst & Schönheit gewählt und darin liegt eigentlich schon die Erklärung für unser Tun.
Wir empfinden eine unauflösliche Beziehung zwischen Schönheit und Kunst.
Für einen Teil der Schönheit sehen wir uns zuständig, für all das, was pflegt, duftet, Wohlgefühl verbreitet und das sehr persönliche Leben bereichert.
In unserem Verständnis ist Kunst eine wesentliche Bereicherung des Lebens, für mich sogar ein essentieller Teil meines Daseins. Die tägliche Auseinandersetzung mit Kunst und Künstlerinnen hat meinen Zugang zum Leben geprägt und verändert und erzieht mich bis heute dazu, mich auf Wesentliches zu fokussieren. Die Idee der griechischen Philosophie der „Kalokakadia“, die das Schöne & Gute unauflöslich miteinander verbunden sieht, hat für mich immer noch viel für sich. Wobei mein Begriff von Schönheit nichts mit etwas Glattgefegtem, Konturlosem, Makellosem zu tun hat. Die Auseinandersetzung einer Künstlerin mit dem Sein an sich, mit ihrem eigenen Sein, mit dem hereinströmen der Welt in die Künstlerseele und die daraus erfolgende Sublimierung in ein Kunstwerk hat, so meine ich, viel mit Schönheit zu tun.
Es muss das Ergebnis des künstlerischen Prozesses nicht gefällig sein, nicht jedem gefallen, Kontroversen müssen immer möglich sein.
Die Idee von uns Schönheit und Kunst zu thematisieren resultiert auch aus dem Wunsch unseren KundInnen Begegnung mit Kunst im Alltäglichen zu ermöglichen. Die Arbeiten der mit uns verbundenen Künstlerinnen finden sich in Auslagen, in unserem Magazin und auf unseren Tragtaschen. Ich selbst habe schon oft erlebt, wie sich dann zwischen den Kundinnen und unseren Mitarbeiterinnen in den Geschäften ein Dialog über die Kunstwerke entwickelt, es wird besprochen, natürlich auch aus dem persönlichen Zugang heraus beurteilt: Kommunikation findet statt, jenseits des Beratungs- und Verkaufsgespräches.
Wir empfinden auch das als Bereicherung über unsere originäre Funktion hinaus und eigentlich gilt nur: Gebt dem Schönen mehr Raum!
BISHERIGE KÜNSTLERINNEN UND PROJEKTE
2018, "Die 4 Jahreszeiten": Mari Otberg, Christy Astui, Gudrun Kampl, Burgis Payer
2019, "Junge Fotografen porträtieren Musikstars": Karim Hadaya, Katharina Harris, Ines Futterknecht, Romy Rainer
2020, "Mit Haut und Haar": Anna Stangl, Julia Maurer, Gabriele Schöne, Sylvia Kummer
2022, "He's looking at you kid!": Billi Thanner, Fiona Hernuss, Naomi Devill, Danielle Pamp
KUNST UND SCHÖNHEIT 2022 – "He's looking at you kid!"
Das Thema ist Schönheit erleben, Luxus zelebrieren, Vergnügen bereiten und keinesfalls der verbissene Kampf gegen das unvermeidbare Älterwerden.
Kunst ist für uns immer ein Statement wider die Banalität. Daher ist dieses Projekt für uns das Mittel der Wahl um zu signalisieren, dass wir uns auf das Wesentliche, das Schöne, fokussieren.
Dieses Jahr nähern wir uns mit dem Motto „He's looking at you kid!“ dem Thema Schönheit.
Vier Künstlerinnen, vier Werke,
die sich mit den Wurzeln unseres Geschäftszweiges,
eben der Schönheit,
aus verschiedenen Gedankenwelten heraus
und mit unterschiedlichen künstlerischen Zugängen beschäftigen.
"Ice Skaters" EDITION 4 | by DANIELLE PAMP
"Ice Skaters"
Die in Stockholm geborene Malerin, Grafikerin und Sängerin entwirft aus ihren persönlichen Erfahrungen „Erzählungen“ über Kindheit, Erziehung, Geschlechtsidentität, religiöse Strukturen, Beziehungen und auch Traumata.
Identitäten wie queer, transgender und andere alternative Formen des „männlichen“ und „weiblichen“ Ausdrucks wurden aus der Kunstgeschichte ausgeschlossen – Danielle zeigt sie, aus einer humanisierenden Perspektive.
Formal wie inhaltilch sprengt sie virtuos die Grenzen der traditionellen Ölmalerei und steht für mehr Zusammenarbeit und Solidarität in der Kunst- und Kulturwelt ein. „Alles ist schon gemacht, aber nicht bei mir”: Dieses Zitat ihres Großvaters Ewert Pamp, ebenfalls Künstler, ist Danielles Motto für ihr Leben und ihre Arbeit.
"English Breakfast" EDITION 3 | by NAOMI DEVIL
"English Breakfast"
Die in Budapest geborene Malerin und Grafikdesignerin Naomi Devil lebt und arbeitet heute in Wien. Erlerntes aus gleich drei Hochschulstudien lässt sie in ihre Malerei, bevorzugt Öl auf Leinwand, einfließen: Design, Architektur und bildende Kunst.
Ihre Arbeitszyklen bestehen meist aus 12 bis 20 Bildern. Darin greift sie aktuelle Probleme der Welt auf, wie Genmanipulation, übertriebenen Konsum, etc. Ihr Markenzeichen: Sie verwendet historische Portraits und positioniert ihre Figuren in einem neuen zeitgenössischen Kontext. Mit diesen „Zeitreisen“ schafft Naomi Devil einen Diskurs zwischen den Epochen und zeigt einprägsam auf, wie sich Normen verändern.
"Yves Saint Laurent" EDITION 2 | by FIONA HERNUSS
"Yves Saint Laurent"
Fiona Hernuss, die Malerin und Grafikerin, schließt ihre klassisch-akademische Malausbildung an der avantgardistischen New York Academy of Art mit einem MFA ab. Ihre Kunst zielt achtsam, sozialkritisch und engagiert in Richtung Herz und Verstand.
Ihr einzigartiger schrill-ikonischer Emu in Frontalansicht, die Galionsfigur ihrer künstlerischen Stimme, erfreut und bewegt die Kunstwelt mit außergewöhnlicher „Wallpower“ und höchstem Wiedererkennungswert. Selbstbewusst hat sich der Emu inmitten der zeitgenössischen Pop-Art Kunstrichtung fix eingenistet. Wo er ausgestellt wird, avanciert er zum „Everybody’s Darling“, so auch bei Nägele & Strubell.
"MEIN GARTEN" EDITION 1 | by BILLI THANNER
"Mein Garten"
Billi Thanner lebt in Wien und zählt zu den wichtigsten Protagonistinnen einer neuen Generation des zeitgenössischen Aktionismus.
Mit einer selbstbewussten, kraftvollen und impulsiven Bildsprache widmet sie sich kritisch und mit einem Schuss Ironie dem Verhältnis zwischen Mensch, Natur, Kunst und Gesellschaft.
Das Projekt „Himmelsleiter“ ist eine ihrer bekanntesten Neon Installationen, die sie 2021/2022 in und am Stephansdom in Wien zeigt.
Fotos Billi Thanner: Mein Garten, 2021; Atelier © Jenni Koller